Die stolze Rose
Ein Kindergedicht ĂŒber Schönheit und Eitelkeit
Vor einem Haus im Blumenbeet
ganz einsam eine Rose steht.
Da hört man, wie sie leise spricht
mit hoch erhobenem Gesicht:
âIch tragâ ein edles BlĂ€tterkleid,
es fĂŒhlt sich an wie Samt und Seidâ.â
âSieh nurâ, meint sie darauf noch stolz,
âich bin aus gutem, edlem Holz.
Mit meinem Duft, ich kannâs beschwören,
kann ich die Menschen allâ betören.
Doch wehe dem, der will mich brechen,
den werden meine Dornen stechen.â
Das kleine Veilchen, ganz beklommen,
hat diese Worte auch vernommen.
Es steht ganz still in sich gekehrt,
blickt traurig nieder auf die Erdâ.
Es wĂ€râ halt auch gern schön und edel,
mit einem Wort ein âSupermĂ€delâ.
Da kommt ein KĂ€fer angetrabt,
der gern im Blumenbeet sich labt.
Er rÀuspert sich und fragt sodann,
ob er dem Veilchen helfen kann.
Das zarte BlĂŒmchen gleich erzĂ€hlt,
von seinem Kummer, der ihn quÀlt.
Der kleine KĂ€fer namens Bill,
sogleich das Veilchen trösten will.
Mit tiefer Stimme brummt er dann:
âGuckâ dir die Rose nĂ€her an.
Sie wirkt so furchtbar stolz und edel,
ein schrecklich arrogantes MĂ€del!
Sie ist von oberflÀchlicher Natur,
denkt stets an ihre Schönheit nur.â
Der KĂ€fer zieht die Stirne kraus
und sieht dabei recht traurig aus.
âWer nur auf ĂuĂerlichkeiten ist bedacht,
hat selten Freunde sich gemacht.
Deshalb steht sie tagaus, tagein
im Blumenbeet hier ganz allein!â
Verfasst von E. Grosser (ca. 1997)